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Beispielgutachten für Abschlussarbeiten

Die folgenden Gutachten und Ausschnitte aus Gutachten für Abschlussarbeiten in der Medieninformatik sollen ein ungefähre Vorstellung davon geben, was aus Gutachtersicht eine sehr gute Arbeit bzw. weniger gute Arbeit auszeichnet.

Alle Zitate stammen aus Gutachten von Raphael Wimmer. Sie sollen vermitteln, welche Anforderungen üblicherweise an Abschlussarbeiten gelegt werden. Die Präferenzen unterscheiden sich aber natürlich zwischen Gutachter*innen. Auch kann ein Gutachten immer nur einen (idealerweise repräsentativen) Teil der positiven und negativen Aspekte einer Arbeit aufführen.

Themen und weitere Details wurden verfremdet um die Identität der Bearbeiter*innen zu verschleiern. Konkrete Beispiele für beanstandete Aspekte der Arbeit wurden entfernt. Die verfremdeten Themenstellungen sind nicht zwingend repräsentativ für Abschlussarbeiten in der Medieninformatik. In der Regel fallen die Gutachten für sehr gute Arbeiten knapper aus als Gutachten für weniger gute Arbeiten.

Bachelorarbeit mit Schwerpunkt Entwicklung eines komplexeren Algorithmus (Note: sehr gut)

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Implementierung einer Anwendung, die es ermöglicht, passende Thumbnails von Segelbooten zu finden. Herr Axolotl erläutert zu Beginn präzise und verständlich die Ausgangslage und ermöglicht es dem Leser, klar zwischen der existierenden Vorarbeit und der Eigenleistung des Autors zu unterscheiden. Der Stand der Forschung wird sowohl aus technischer Sicht, als auch bezüglich existierender Anwendungen detailliert beschrieben. Im Hauptteil der Arbeit beschreibt Herr Axolotl die elementaren Bausteine des Systems sowie die relevanten Algorithmen aus der Bootserkennung. Hierbei erwähnt er auch immer, welche Alternativen möglich wären, und weshalb er sich für eine bestimmte Lösung entschieden hat. Daneben arbeitet Herr Axolotl sowohl wissenschaftliche Literatur, als auch verfügbare Bibliotheken und Blog-Einträge auf, um die jeweiligen Herausforderungen möglichst gut zu lösen.

Formal ist die Arbeit einwandfrei. Quellen werden stets korrekt und sinnvoll zitiert. Es ist stets ersichtlich, dass Herr Axolotl die relevante wissenschaftliche Literatur kennt bzw. erarbeitet hat. Die in der Arbeit verwendeten Grafiken illustrieren hervorragend die jeweiligen Fragestellungen und Lösungsansätze. Zu bemängeln sind lediglich kleinere Formatierungsprobleme (z.B. defekte Referenzen) und sehr seltene Rechtschreibfehler, sowie eine relativ lange Einarbeitungszeit.

Das – für eine Bachelorarbeit eher überdurchschnittlich komplexe – Thema wurde insgesamt sehr gründlich und sinnvoll bearbeitet. Herr Axolotl zeigt mit dieser Arbeit, dass er selbständig neue und komplexe technische Herausforderungen strukturiert analysieren kann, existierende Bibliotheken und eigene Algorithmen zu einem performanten System kombinieren kann, und dass er existierendes Wissen und eigene Erkenntnisse präzise und verständlich kommunizieren kann.

Masterarbeit mit Schwerpunkt User-Centered-Design einer Anwendung (Note: sehr gut)

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der benutzerzentrierten Entwicklung eines Systems um Chemikalien in einem Labor zu verwalten.

Das – für eine Masterarbeit durchschnittlich komplexe – Thema wurde insgesamt äußerst engagiert, gründlich, sinnvoll und erfolgreich bearbeitet. Herr Axolotl arbeitete in allen Bereichen sehr selbständig, stimmte sich aber in regelmäßigen Treffen mit mir ab.

In den ersten drei Kapiteln der Arbeit werden Ausgangssituation, Grundlagen und verwandte Arbeiten beschrieben. Darauf folgt zuerst ein umfangreiches Kapitel 4, in dem Anforderungsermittlung und -analyse beschrieben werden. Herr Axolotl beschreibt hier sein Vorgehen, das sich mustergültig am UCD-Prozess orientiert, und dokumentiert Kontext und Anforderungen detailliert u.a. mittels User Stories und Prozessdiagrammen. In Kapitel 5 widmet er sich den technischen Anforderungen und beschreibt Evaluationskriterien, Evaluationsprozess und Ergebnisse für die automatische Verteilung von Chemikalien. In den Kapiteln 6 und 7 beschreibt Herr Axolotl die iterative, prototypische Umsetzung, den finalen Stand und eine vorläufige Evaluation des Systems. Die Arbeit endet mit einem Fazit und Ausblick. Der Umfang der schriftlichen Ausarbeitung ist dem Thema angemessen und mit 156 Seiten deutlich überdurchschnittlich.

Formal ist die Arbeit einwandfrei. Die in der Arbeit verwendeten Screenshots und Diagramme illustrieren hervorragend Vorgehen, Anforderungen, Prototyp und Ergebnisse. Tipp- und Rechtschreibfehler treten sehr selten auf.

Es ist ersichtlich, dass Herr Axolotl relevante wissenschaftliche Literatur kennt bzw. erarbeitet hat. Quellen werden korrekt und sinnvoll zitiert. Der Überblick über die Literatur bleibt etwas knapp, da es für dieses Thema noch wenige Vorarbeiten gibt. Die Beschreibung der verwandten Arbeiten ist aber präzise und verständlich. Es ist in der Arbeit stets ein roter Faden erkennbar. Die einzelnen Teilschritte werden in der Regel gut motiviert. Die Sprache ist stets angemessen und präzise.

Herr Axolotl zeigt mit dieser Arbeit, dass er in der Lage ist, eine Problemstellung durch verschiedene Methoden aus der Medieninformatik (Literaturrecherche, Interviews, Umfragen, Shadowing, Laborexperimente) zu analysieren, komplexe Workflows zu verstehen und zu dokumentieren, benutzerzentriert Software zu entwickeln, methodisch solide Studien zu entwerfen sowie diese sorgfältig auszuwerten. Er wendet hierbei grundlegende wissenschaftliche Methoden und Techniken des Usability-Engineerings und des Software-Engineerings sicher an. Hervorzuheben ist, dass sich Herr Axolotl selbständig in die Methoden und die ihm neue Thematik eingearbeitet hat und seine Arbeit quantitativ und qualitativ deutlich über das hinausgeht, was von einer durchschnittlichen Masterarbeit erwartet wird. Die schriftliche Ausarbeitung ist verständlich und präzise. Auch der Stakeholder auf Nutzerseite, Frau Nashorn von der ABC GmbH, hat sich sehr zufrieden mit dem Erreichten gezeigt.

Formulierungen zu weniger gut gelungenen Aspekten

Diese Formulierungen stammen aus unterschiedlichen Abschlussarbeiten, die insgesamt auch als gut oder sehr gut bewertet wurden. Sie beschreiben nur einzelne Aspekte der Arbeit, die eher negativ in die Bewertung eingeflossen sind.

Merkmale eher schlecht bewerteter Arbeiten

(Manche dieser Probleme könnten so auch in einer als gut bewerteten Arbeit auftauchen.)